Chronik der Literatur in der Weimarer Republik – 1928

23. Januar

Die Besucher der Berliner Piscator-Bühne erleben in Uraufführung „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ nach dem von Jaroslav Hašek verfassten Roman.

26. Januar

Dem Malik-Verlag wird per Gerichtsurteil untersagt, auf dem Umschlag des Buches „Der falsche Prinz“ von Harry Domela ein Bild des Kronprinzensohnes Wilhelm abzudrucken. Das Buch wird dennoch ein großer Erfolg, gelobt u. a. von Thomas Mann und Kurt Tucholsky, und verkauft sich im Laufe des Jahres fast 125.000 mal.

4. März

In der „Vossischen Zeitung“ lüftet Carl Zuckmayer das Geheimnis, wie „Der fröhliche Weinberg“ entstanden sei: „Niemals habe er daran gedacht, dieses Stück zu veröffentlichen, das er fern aller dramaturgischen Regeln geschrieben hatte, bis er eines Tages in einer fidelen Gesellschaft, nach zwei Flaschen Kümmel, so in Stimmung geraten sei, daß er aus dem Gedächtnis die Weinbergakte vorgetragen und dabei einen solchen Beifall gefunden habe, daß er das Stück publizierte.“

13. März

Das Schauspiel „Oktobertag“ von Georg Kaiser wird in der Inszenierung von Gustaf Gründgens an den Hamburger Kammerspielen uraufgeführt.

17. März

Im Paul Zsolnay Verlag erscheint Franz Werfels Roman „Der Abituriententag“.

25. März

Uraufführung von Marieluise Fleißers Schauspiel „Pioniere in Ingolstadt“ an der Komödie Dresden.

2. April

Der neue Film des sowjetischen Meisterregisseurs Sergei M. Eisenstein, “Oktober”, wird unter dem Titel “Zehn Tage, die die Welt erschütterten” in Berlin in deutscher Erstaufführung gezeigt. John Reeds Roman über die Oktoberrevolution dient als Vorlage für den Film.

10. April

Im Lessingtheater, das der Regisseur und Intendant Erwin Piscator am 1. März übernommen hat, wird das Stück „Konjunktur“ von Leo Lania / Kurt Weill in Berlin uraufgeführt.

15. April

In Leipzig wird die Oper „Frühlings Erwachen“ von Max Ettinger nach dem gleichnamigen Schauspiel von Frank Wedekind uraufgeführt.

17. April

Der Gedichtband „Herz auf Taille“ von Erich Kästner mit Zeichnungen von Erich Ohser erscheint im C. Weller Verlag in Leipzig.

29. April

Theodore Dreisers Roman „Jennie Gerhardt“ – das Werk verschaffte ihm 17 Jahre zuvor den Durchbruch in den USA – erscheint in Deutschland im Paul Zsolnay Verlag.

26. Juli

Die 18-jährige Lili Cappellini, Tochter Arthur Schnitzlers und Frau eines italienischen Offiziers in der faschistischen Miliz. nimmt sich in Venedig das Leben.

10. August

Anlässlich des 50. Geburtstags von Alfred Döblin veröffentlicht der S. Fischer Verlag eine Festschrift.

13. August

Thomas Mann weist die Angriffe der rechtsgerichteten „Süddeutschen Monatshefte“ zurück. Sie richten sich vordergründig gegen seine Bearbetung der „Betrachtungen eines Unpolitischen“. Hintergrund der Kampagne ist vielmehr die Weigerung Manns, an der Zeitschrift mitzuarbeiten.

14. August

Klabund stirbt mit nur 37 Jahren in einem Sanatorium in Davos an Tuberkulose.

31. august

Das Theater am Schiffbauerdamm in Berlin ist Schauplatz der Uraufführung der „Dreigroschenoper„.

9. September

Der 100. Geburtstag Leo Tolstois, dessen Werke im Deutschland der Weimarer Republik noch sehr populär sind, behrrscht die Feuilletons der großen Zeitungen. Für die „Vossische Zeitung“ verfasst Thomas Mann den Hauptartikel einer mehrseitigen Huldigung.

15. September

Im Berliner Theater in der Königgrätzer Straße wird das Schauspiel „Der rote General“ von Hermann Ungar uraufgeführt.

4. Oktober

Im Berliner Capitol-Filmtheater hat der Film „Die Heilige und ihr Narr“ nach dem gleichnamigen Erfolgsroman von Agnes Günther Premiere.

5. Oktober

In der Vossischen Zeitung beginnt der Vorabdruck der Novelle „Kleine Verhältnisse“ von Franz Werfel.

6. Oktober

Das Verbot für Reichswehrangehörige, eine Käthe-Kollwitz-Ausstellung in Frankfurt am Main zu besuchen, wird zurückgezogen.

12. Oktober

Die Uraufführung des Lustspiels „Ehen werden im Himmel geschlossen“ von Walter Hasenclever in den Berliner Kammerspielen löst einen Skandal aus: In einer Szene im Himmel tritt Gott in Knickerbockern und die heilige Magdalena im moderen Abendkleid auf.

22. Oktober

Das Berliner Theater am Palmenhaus wird mit der Uraufführung der Komödie „Bibi, Jugend 1928“ von Heinrich Mann eröffnet.

23. Oktober

Im Deutschen Theater in Berlin findet die Uraufführung des zeit- und gesellschaftskritischen Dramas “Die Verbrecher” von Ferdinand Bruckner (eigentlich Theodor Tagger) statt. Das Stück klagt die Klassenjustiz der Weimarer Republik an.

28. Oktober

Die „Vosssiche Zeitung“ beginnt in ihrem Unterhaltungsblatt mit dem Abdruck des Romans „Eugenie oder Die Bürgerzeit“ von Heinrich Mann.

4. November

Im „Berliner Tageblatt“ wird der Roman „Das große Grauen in den Bergen“ des wohl bekanntesten Schweizer Schriftstellers französischer Sprache, C.F. Ramuz, vorgestellt. Der unbekannte Rezensent ist „wie erschlagen von der Schwere, Wucht und der Schilderung von Berg und Mensch. Dieser Ramuz ist ein einmaliges Wunder.“

10. November

Beginn des Vorabdrucks von Erich Maria Remarques Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“ in der Vossischen Zeitung.

20. November

Selma Lagerlöf wird 70 Jahre alt und an ihrem Geburtstag von der deutschen Presse gefeiert. Als erste Frau hatte sie 1909 den Literaturnobelpreis erhalten. Der „Vorwärts“ weist in seiner Huldigung an die schwedische Schriftstellerin vor allen Dingen auf ihren Roman „Jerusalem“ hin.

21. November

Hermann Sudermann stirbt in Berlin.

24. November

Im Neuen Theater in Frankfurt am Main wird das Stück „Die Lederknöpfe“ von Georg Kaiser – am Vorabend seines 50. Geburtstags – uraufgeführt.

21. Dezember

„Katharina Knie. Ein Seiltänzerstück in vier Akten“ von Carl Zuckmayer wird am Berliner Lessingtheater uraufgeführt.

22. Dezember

Anna Seghers erhält den Kleistpreis für ihre Novelle „Aufstand der Fischer von St. Barbara„.

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