Roman, Propyläen Verlag, 1929
In wie viel Sprachen wird der Roman übersetzt? Wie hoch ist die Gesamtauflage? Warum gibt es Proteste, nachdem Remarque für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde?
Dieses Buch soll weder eine Anklage noch ein Bekenntnis sein. Es soll nur den Versuch machen, über eine Generation zu berichten, die vom Kriege zerstört wurde – auch wenn sie seinen Granaten entkam“, stellt Erich Maria Remarque seinem Roman Im Westen nichts Neues voran. Ab dem 10. November 1928 als Vorabdruck in der Vossischen Zeitung zu lesen, ab Ende Januar 1929 als Buch erhältlich, wird der Roman ein Welterfolg: Bis Ende des Erscheinungsjahres wurde das Buch bereits in 26 Sprachen übersetzt und allein in Deutschland innerhalb weniger Monate 800.000- mal verkauft. Heute gibt es Ausgaben in über 50 Sprachen bei einer Gesamtauflage von (geschätzt) über 20 Millionen Exemplaren. Der Autor wurde 1931 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen (was den Deutschen Offiziers-Bund protestieren ließ: Sein Roman verunglimpfe die deutsche Armee und ihre Soldaten).
Remarque nahm am 1. Weltkrieg teil. 1916, nach einem Notexamen eingezogen, kämpfte er an der Westfront, wurde dort im Juli 1917 verwundet und verbrachte die restliche Zeit bis Kriegsende in einem Duisburger Armee-Hospital.

Im Westen nichts Neues schildert die Kriegserlebnisse des jungen Kriegsfreiwilligen Paul Bäumer und seiner Frontkameraden. Sein Lehrer Kantorek hatte mit seinen patriotischen Reden Bäumers ganze Klasse davon überzeugt, sich freiwillig zur Armee zu melden. Bereits während ihrer zehnwöchigen Grundausbildung, unter vielen Schikanen gedrillt durch den Unteroffizier Himmelstoß, stellen die jungen Männer fest, dass ihre durch die Schule vermittelten Werte beim Militär nicht mehr gültig sind.
In Anschluss an die Grundausbildung werden die Rekruten an die Westfront verlegt, und einer Gruppe erfahrener Frontsoldaten um Stanislaus Katczinsky zugeteilt. An der Front lernen sie schnell, dass Soldaten keine Helden sind, nicht um die Ehre kämpfen, sich die Reden ihres Lehrers über Heldentum und Opfermut als leere Phrasen entpuppen und nur das nackte Überleben zählt. Josef Brehm, der Klassenkamerad Bäumers, der am meisten gezögert hatte, sich freiwillig zu melden, fällt als Erster. Paul lernt mit Kat`s (wie der doppelt so alte Katczinsky unter Kameraden genannt wird) Hilfe, am Leben zu bleiben, die durch die Luft schwirrenden Geschosse schon am Klang zu unterscheiden, und auch unter miserabelsten Bedingungen etwas Essbares aufzutreiben.
Paul erlebt diverse Fronteinsätze, die er desilluisioniert und ohne Reflexionen beschreibt. Bei einem Heimaturlaub stellt er fest, wie sehr ihn der Krieg verändert hat. Es ist ihm unmöglich, seiner Familie von seinen grausamen Erlebnissen zu berichten. Enttäuscht kehrt er zu seinen Kameraden zurück. Aufgrund seines schlechten Gewissens seinen Kameraden gegenüber meldet er sich freiwillig zu einer Patrouille, beobachtet aus einem flachen Granattrichter heraus die Front und vermag nicht, von einem feindlichen Angriff überrascht und von aufkommender Angst gelähmt, den Trichter zu verlassen. Ein Franzose springt in den Trichter und wird von Paul erstochen. In den folgenden Stunden harrt er mit dem Sterbenden in dem Trichter aus. Erst nach einem Tag kann Paul zu den deutschen Stellungen zurückkriechen.
Die Handlung des Romans beschleunigt sich. Bei einem Angriff durch einen Granatensplitter verwundet, verbringt Paul einige Wochen in einem Lazarett. Zurück an der Front, zerfällt nach und nach seine Gruppe. Einer nach dem anderen stirbt, auch Katczinsky, dessen Tod Paul besonders nahe geht, hatte sich doch zwischen den beiden ein Vater-Sohn-ähnliches Verhältnis entwickelt.
Paul Bäumer fällt schließlich selbst „im Oktober 1918, an einem Tage, der so ruhig und still war an der ganzen Front, daß der Heeresbericht sich nur auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden.“
Der Roman liegt als Kiwi-Taschenbuch vor (ISBN 978-3462027310, 6,95 Euro). Ebenfalls empfehlenswert ist das erstmals 1931 erschienene, als Fortsetzung zu betrachtende Buch Der Weg zurück, in dem Remarque die Schwierigkeiten der an Kriegstraumata leidenden jungen Männer beschreibt, im Zivilleben wieder Fuß zu fassen (ebenfalls bei Kiwi vorliegend, ISBN 978-3462027280, 8,95 Euro). Sehenswert ist auch der 1979 gedrehte Film mit Richard Thomas (Paul Bäumer) und Ernest Borgnine (Stanislaus Katczinsky) in den Hauptrollen, als DVD über den Buchhandel zu beziehen.