Chronik der Literatur in der Weimarer Republik – 1931

15. Januar

Mit einem Vergleich endet in Hamburg der Prozess zwischen Bruno Nelissen-Haken und dem Landarbeitsamt Nordmark, das dem Autor weges seines Arbeitslosenromans „Der Fall Bundhund“ fristlos gekündigt hatte. Nelissen-Haken erhält vom Arbeitsamt eine Abfindung in Höhe von 350 Reichsmark.

9. Februar

Der Preußische Landtag ordnet die Entfernung von Erich Maria Remarques Antikriegsroman Im Westen nichts Neues aus den Schulbibliotheken an.

15. Februar

In der „Vossischen Zeitung“ bezeichnet Heinrich Mann das Eintreten für die Geistesfreiheit und die beatende Mitarbeit bei Schulbüchern und neuen Gesetzen im Bereich von Literatur und Theater als Aufgabe der von ihm geführten Sektion für Dichtkunst in der Preußischen Akademie der Künste.

19. Februar

In Berlin wird der Film „Die Dreigroschenoper“ nach einem Vergleich uraufgeführt. Bertolt Brecht und Kurt Weill waren gegen die Art der Verfilmung zivilrechtlich vorgegangen.

5. März

Am Deutschen Theater Berlin wird „Der Hauptmann von Köpenick“ von Carl Zuckmayer uraufgeführt.

8. März

Mit Stefan Zweigs Novellenband „Amok“ bringt der Insel Verlag eine neue „2-Mark-50“-Buchreihe auf den deutschen Markt.

15. März

Im „Berliner Tageblatt“ beginnt der Abdruck des Romans „Das Herz des Meeres“ des 1924 verstorbenen Joseph Conrad. Dessen Erzählungen und Romane sind in Deutschland sehr populär.

20. März

Das „Berliner Tageblatt“ beginnt mit dem Vorabdruck von Kurt Tucholskys „Schloß Gripsholm“.

27. März

Mit einer Feierstunde in der Preußischen Akademie der Künste in Berlin begeht Heinrich Mann seinen 60. Geburtstag.

13. Mai

Arthur Schnitzlers „Flucht in die Finsternis“ wird in der „Vossischen Zeitung“ abgedruckt.

11. Juni

Thomas Mann spricht in Erlangen auf Einladung des Republikanischen Studentenbundes über “Europa als Kulturgemeinschaft”.

14. Juni

Das Berliner Tagblatt beginnt mit dem Vorabdruck des autobiographischen Romans „Zwei Jahre“ des irischen Schriftstellers Liam O’Flaherty.

25. Juni

In Berlin wird der 1930 vom Staatsbürgerinnenverband gestiftete Preis für Autorinnen im Alter von bis zu 35 Jahren vergeben. Die mit 1000 Reichsmark dotierte Auszeichnung geht zu gleichen Teilen an Elisabeth Langgässer und Käthe Biehl.

26. Juni

Die deutschen Rundfunksender übertragen einen Aufruf Gerhart Hauptmanns an das deutsche Volk, trotz der bedrückenden Zeitumstände mit Mut an die Arbeit für eine bessere Zukunft zu gehen.

5. Juli

In Anwesenheit André Gides liest Thomas Mann in Münchener Universität aus Anlass der Hilfsaktion wegen der beim Glaspalastbrand zerstörten Kunstwerke aus seinem noch nicht veröffentlichten Joseph-Roman.

1. September

Im Deutschen Theater in Berlin wird das Schauspiel „Kat“ von Carl Zuckmayer und Heinz Hilpert nach dem Roman „In einem anderen Land“ von Ernest Hemingway uraufgeführt.

2. September

In Deutschland wird das Verbot des US-Antikriegsfilms „Im Westen nichts Neues“ nach dem gleichnamigen Roman von Erich Maria Remarque aufgehoben. Zuvor hatte der Leiter der Universal-Filmgesellschaft den deutschen Behörden mitgeteilt, dass künftig alle Versionen der deutschsprachigen Fassung zurechtgeschnitten würden, in der die Anfangsszenen über die Ausbildung der Rekruten kürzer als im Original sind.

5. Oktober

„Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“ erscheint bei der Deutschen Verlags-Anstalt. Der Roman von Erich Kästner trägt autobiografische Züge.

8. Oktober

Uraufführung des Films „Berlin Alexanderplatz“ nach dem gleichnamigen Roman von Alfred Döblin im Berliner Capitol am Zoo. Heinrich George spielt Franz Biberkopf.

10. Oktober

Richard Billingers Schauspiel „Rauhnacht“ wird in den Münchner Kammerspielen uraufgeführt.

17. Oktober

Die Polizei beschlagnahmt in einer Wiener Buchhandlung alle Gedichtbände von Erich Kästner. Passanten konnten im Schaufenster der Buchhandlung in einem aufgeklappten Kästner-Buch das Gedicht „Patriotisches Bettgespräch“ lesen. Dieses würde deutsche Minister beleidigen und zum außerehelichen Geschlechtsverkehr auffordern, so die Staatsanwaltschaft.

19. Oktober

Georg Engel stirbt in Berlin.

21. Oktober

Arthur Schnitzler stirbt in Wien an einer Hirnblutung. Nicht nur in Österreich, auch in Deutschland zeigt man sich tief betroffen vom Tod des Schriftstellers.

24. Oktober

Erik Reger erhält den Kleistpreis für seinen Roman „Union der festen Hand“, Ödön von Horváth wird der Preis für sein dramatisches Werk zuerkannt.

2. November

Geschichten aus dem Wienerwald von Ödön von Horváth wird am Deutschen Theater in Berlin uraufgeführt.

21. November

In Berlin wird das zusammen mit Gottfried Benn entstandene Oratorium „Das Unaufhörliche“ von Paul Hindemith uraufgeführt. Der Dirigent ist Otto Klemperer.

24. November

In der „Frankfurter Zeitung“ begründet Robert Breuer vom Vorstand des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller (SDS) den Ausschluss von 18 meist kommunistischen Autoren mit deren Forderung nach Umwandlung des SDS in eine Autorengewerkschaft.

2. Dezember

Im Ufa-Theater am Kurfürstendamm in Berlin wird der Film Emil und die Detektive von Gerhard Lamprecht nach dem gleichnamigen Roman von Erich Kästner uraufgeführt.

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