Edlef Köppen – Heeresbericht

Roman, Horen-Verlag, 1930

Wie oft verkaufte sich Köppens Antikriegsroman? Was hat der „Heeresbericht“ mit Alfred Döblins „Berlin Alexanderplatz“ gemeinsam? Was glückt Köppen, was Ernst Jünger nicht geglückt ist? Und von wem stammt diese Aussage?

Der Name Edlef Köppen ist heutzutage ebenso wie sein Heeresbericht den meisten nahezu unbekannt. Spricht man über Antikriegsromane, so ist ganz schnell von Remarques Im Westen nichts Neues die Rede oder von Arnold Zweigs Der Streit um den Sergeanten Grischa. Während sich diese beiden Bücher bereits nach Erscheinen sehr gut verkauft haben, bleibt Köppen der ganz große Erfolg versagt: Man spricht von knapp 10.000 verkauften Exemplaren, bis sein Roman im Rahmen der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen auf dem Scheiterhaufen landete. Dennoch: Von allen Romanen, die sich mit dem 1. Weltkrieg auseinandersetzen, ist mir Heeresbericht der liebste.

Der 21-jährige Student Adolf Reisinger meldet sich freiwillig zu einem Artillerieregiment, als 1914 der 1. Weltkrieg ausbricht. Es verschlägt ihn an die Westfront, an der er bis zu einer Verwundung kämpft. 1916, nach seiner Genesung bereits im Rang eines Offiziersstellvertreters, wird Reisinger einem Artillerieregiment an der Ostfront zugeteilt. Die Russen und Deutschland schließen den Frieden von Brest-Litowsk, und Reisinger, inzwischen zum Offizier befördert, wird erneut an die Westfront verlegt. Dort scheitert die Frühjahrsoffensive 1918. „Da Reisinger, wie man ihn findet und zum Generalkommando führt, erklärt, daß er den Krieg für das größte aller Verbrechen hält, verhaftet man ihn und sperrt ihn ins Irrenhaus.“

Ein wesentliches Merkmal von Köppens Roman sind die eingestreuten Originaldokumente wie Tagebucheinträge, Zitate des Kaisers, Zeitungsberichte, aber auch Reklame. Diese Dokumente, von der Mutter Köppens gesammelt oder aber auch von seinem Vermieter (der im Heeresarchiv arbeitete) zur Verfügung gestellt, dienen dazu, Reisingers Erlebnisse größeren Zusammenzuhängen zuzuordnen und sie zu kommentieren. Das hat Edlef Köppen, die Montagetechnik nutzend (wie wir sie auch bei anderen Autoren der Weimarer Zeit, etwa Alfred Döblin in seinem Roman Berlin Alexanderplatz finden) hervorragend gemacht!

Mit meiner Liebe zu Köppens Roman stehe ich nicht allein.  Kurt Tucholsky schreibt als Peter Panter 1931 in der Weltbühne„Hier ist einmal das geglückt, was Jünger nie recht geglückt ist, auch in den ersten seiner Kriegsbücher nicht, wo er seine Schreiberei noch nicht zum Handwerk erniedrigt hat. In der Schilderung Köppens steht an dieser Stelle kein Wort gegen den Krieg oder für den Krieg – es ist einfach wiedergegeben, was sich da begeben hat. Und das war schrecklich und groß, noch in seiner sinnlosen Widerwärtigkeit groß. Das ist ein echtes Stück Dichtung.“ 

Wohl wahr.

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