Gedicht, veröffentlicht in der „Weltbühne“, Ausgabe vom 15. Mai 1924
Abstieg nach Süden
Der Paß ist gefunden, ich bin dir entgangen,
Schmerzgebirg, dem Schweigen geschworen!
Mit starrem Flutgefäll behangen:
Seelen verschneit, Seelen erfroren!
Mag mich der Schall meiner Füße nicht wecken,
Die zwischen Limonen abwärts mich tragen!
Und nicht in den Gärten die klappernden Stecken,
Die von den Bäumen die Oelfrucht schlagen!
Weiße Schauer vom alten Meere
Zerren im Hafen umsonst an den Schiffen.
Licht wetzt am nassen Schieferwehre,
Als würden Prophetenschwerter geschliffen.
Die Schwerter schlugen das Auge mir offen,
Die Schauer haben es gereinigt,
Die Stecken haben gut getroffen,
Der Stein unterm Fuß hat gut gesteinigt.
Nun schweben die Wehberge, mondüberlichtet, Im Nordhimmel heim, geflügelte Hünen. Wind, von Salz beschwert und verdichtet, Salbt mir den Mund: mein Wort auch will grünen.

Wiegende Lampensterne bescheinen
Datteln im Büscheln rötlicher Halme.
Darüber zum Himmel, darunter auf Steinen
Spielt mit den Schattenwedeln die Palme.