Sinclair Lewis – Der ideale Liebhaber

Erzählung, abgedruckt im Dezemberheft des „UHU“, 1929

Zum erstenmal werde ich von Ellery Dauber wohl noch daheim in Kansas City gehört haben, bei der Gesellschaft, die die Frau unseres Schuhmilliardärs zu Ehren der durchreisenden Filmschauspielerin gab. Die Hausfrau war eines von den mageren, kleinen Weibern, die ganz rotes Haar, weiße Haut und Elektrizität sind. Eine von denen, die schon, bevor man sich mit einem Cocktail gestärkt hat, von inneren Seelenkräften, Opernmotiven oder anderen schrecklichen Sachen zu reden anfangen.

Man sprach gerade von der Pazifistin Mary La Coste, da sagte die Hausfrau: „Aber ich möchte Ellery Dauber kennenlernen, den Mann von Miß La Coste. Wenn er mit ihr verheiratet ist, muß er der ideale Liebhaber sein!“

„Der ideale Liebhaber!“

Ich erinnere mich noch ganz genau, daß mir bei der Phrase richtig übel wurde. Aber auf diese Weise prägte sich mir der Name Dauber fest ein.

Natürlich hatte ich schon von seiner Frau Mary La Coste gehört – „Fräulein“ nannte sich sich. Soweit das für einen konservativen Rechtsanwalt möglich war, bewunderte ich sie wegen ihres Mutes. Sie gehörte zu den wenigen Leuten, die in den unruhigen Zeiten nach dem Weltkrieg, in denen pazifistisch für die meisten so viel hieß wie pro-bolschewistisch und wahrscheinlich auch anarchistisch, herumzugehn und zu erklären wagten, in diesem Krieg seien genug junge Leute abgeschlachtet worden, und es wäre ein famoser Gedanke, den nächsten möglichst zu vermeiden.

Aber ich stellte sie mir als ein Mannweib vor, mit einer Blechstimme, das sich überall wichtig macht, mehr um bekannt zu werden, als um ein Ziel zu erreichen. Es ärgerte mich, daß sie ihren Mädchennamen beibehielt, obwohl sie mit diesem Dauber verheiratet war, der ein ganz anerkannter New-Yorker Anwalt zu sein schien. Weiß Gott, mein Frauchen trug meinen Namen und fühlte sich scheinbar recht wohl dabei.

Wahrscheinlich war die Uebelkeit, die die gescwollene Phrase „idealer Liebhaber“ in mir erzeugt hatte, schuld daran, daß mir in den nächsten beiden Jahren der Name Mary La Coste jedesmal auffiel, wenn er in den Zeitungen stand. (Der Name Ellery Dauber war nie zu lesen!) Gegen meinen eigenen Willen erfuhr ich eine ganze Menge über sie.

Sie war damals fünfunddreißig Jahre alt, vielleicht noch nicht ganz, aber sie hatte schon allerhand hinter sich. Sie war Chemikerin gewesen, und zwar, wie es schien, eine recht gute – Assistentin an einem Frauen-College. Sie war in den Frauen-Tennis-Meisterschaftsspielen für die Staaten Zweite geworden, und für den Kongreß hatte man sie auch schon vorgeschlagen.

Sie hatte schon was los! Aber das machte sie nur noch unsympathischer. Wie das schon so ist –

Es ist doch wirklich komisch, wie einem Leute, die man nie gesehen hat und zu denen man in gar keiner Beziehung steht, wichtig werden können, bis man sie mehr liebt oder haßt, als seine nächsten Bekannten. Es gibt zum Beispiel Schriftsteller, die ich wegen ihrer Bücher so sehr hasse, daß es mir einen Riesenspaß macht, mich hinzusetzen und sie mir als Ungeheuer auszumalen, die darauf aus sind, unsere junge Generation zu verderben, ich meine, richtig und ganz zu verderben – und, Herr Gott, was für vernichtende Briefe ich ihnen schreibe – im Geiste. Und da sagen meine Freunde, ich hätte keine Phantasie!

Na, auf jeden Fall war ich mit der Zeit ganz besessen von dieser La Coste und ihrem idealen Liebhaber von Mann, und je mehr ich über sie las, desto größer wurde in mir der Wunsch, sie zu versohlen, ganz einfach zu versohlen, um ihr den Stolz auszutreiben, der eine Schmach für alle Männer war. Wie konnte sie es wagen, Chemikerin, Sportsfrau, Politikerin und hinreißende Rednerin zu spielen, noch dazu alles auf einmal, wenn sie in aller Bescheidenheit zu Hause sitzen und Hosenknöpfe annähen sollte? Meine Frau sollte mal so was probieren!

Als nun Miß La Costes Vortrag in Kansas City angekündigt wurde und alle Klubweiber herumgaloppierten, um Karten zu verkaufen, und auch meine Frau mir sanft zu verstehen gab, sie hätte den Wunsch, mit mir hinzugehen, da stimmte ich mit einer Demut zu, die schon fast ein ehelicher Skandal war. Sie begriff gar nicht, was mit mir los sein könnte. Komisch, ich hatte so viel an Mary La Coste gedacht und trotzdem nie etwas von ihr zu meiner Frau gesagt, glaube ich.

Ich war ganz aufgeregt wegen des Vortrags, obwohl ich wirklich nicht zu sagen wüßte, was ich mir eigentlich davon versprach. Ich bin vielleicht ein Narr, wie mir meine nächsten und liebsten Freunde und Verwandten häufig im Vertrauen mitteilen, aber so verrückt war ich doch nicht, daß ich mir vorgenommen hätte, mitten drin aufzuspringen und zu schreien: „Mary, Weib, geh heim zu deinem Mann!“

Das Publikum bestand zum größten Teil aus Leuten, die in alles ihre Nasen hineinstecken und einem erzählen, was man essen und trinken soll, wie man sein Büro zu leiten und seine Kinder zu erziehen hätte.

Da saßen sie – Damen mit scharfen Nasen und großen Brillen, Männer mit breiten, blassen Gesichtern, kleine Männchen, die mit gefalteten Händen dasaßen.

Dann kam die Vorsitzende heraus, eine der fürchterlichsten Personen von Kansas City, Mrs. Emiline Butts Widgeon – in ihrer Ehe hat sie die Hosen an, und ihr Mann trägt Zugstiefel und den letzten Brustschützer aus rotem Flanell, der noch nicht ins Museum gewandert ist.

Ich setzte mich zurück und feierte eine richtige Haßorgie.

Aber dann wurde mir der ganze Haß verpatzt, und ich hatte ein ganz großes Erlebnis. Auf das Podium kam eine Frau – Mary La Coste natürlich, und das – war das entzückendste weibliche Wesen, das ich jemals gesehen habe: mittelgroß und schlank, ziemlich blaß und – ach zum Teufel, wie kann man eine schöne Frau beschreiben? Die Schriftsteller plagen sich seit Jahrhunderten damit, ohne daß es ihnen recht gelingt, und die sollten doch Fachleute sein. Der einzige, der es meines Wissens zuwege gebracht hat, ist der alte Homer, da, wo er schildert, wie die Stadtväter von Troja auf der Stadtmauer sitzen und Helena, die am Untergang der Stadt schuld war, kommt vorbei, und sie sehen sie an und kratzen sich den Bart und brummen: „Ja, sie wird’s schon wert gewesen sein!“

Aber was ich sagen wollte – Miß La Coste hatte das richtige Madonnengesicht: still, klug und etwas traurig. Ihr Haar war nicht kurz geschnitten; es war schwarz und in der Mittel gescheitelt und rahmte oval ihr Gesicht ein, ihre Augen waren groß und ein bißchen scheu. Und als diese Widgeon mit ihrem Geschnatter über all das, was wir ohnehin schon alle wußten, fertig war, kam das Wunder Miß La Coste, dann fing sie an, und –

Ach, ich bin kein literarischer Federfuchser, ich kann solche Sachen nicht schildern! Aber sie hatte eine Stimme wie klares Wasser, und sie wurde immer madonnenähnlicher, wie sie so das ganze Publikum auf ihre Seite zog und in allen (oder zumindest in mir altem Esel) das Gefühl erweckte, zu ihr zu gehören.

Ich hatte wohl bisher keine sehr klaren Vorstellungen von „Pazifismus“ gehabt – aber sie bekehrte mich – das heißt, für ein oder zwei Stunden, und zwar so, daß ich, wenn ich hätte abstimmen müssen, zwei Stimmen dafür abgegeben hätte. Aber mein Gott, die Frau hätte mich zu allem bekehren können – zum Atheismus oder Adventismus oder Syndikalismus – ja, sie hätte mich fast zur Prohibition bekehren können!

Nachher griff man sie an – und zwar tüchtig. Ihre Stimme wurde hart, und sie steckte nichts ein – sie wußte sogar Zahlen! Das wäre mal eine Zeugin gewesen! Mit ihr hätte ich einen Schadenersatz in Höhe von 5000 Dollar von der Straßenbahngesellschaft durchsetzen können für einen Hut, der einem Fahrgast davongeflogen ist.

Nicht daß ich jemals Gelegenheit gehabt hätte, sie dazu aufzufordern. Ich kam ihr nie näher, als ich ihr auf meinem Platz in der ersten Orchesterreihe war – wo ich ihr zuhörte und schwer begeistert klatschte.

Meine Frau wurde sogar das erstemal seit Jahren etwas eifersüchtig und fauchte: „James, du scheinst ja ganz begeistert von der jungen Person zu sein!“

Sie, die seit Tagen das Lob der Miß La Coste gesungen hatte!

Na, zum Donnerwetter, ich war schon lange genug verheiratet und hatte etwas Taktik gelernt. Außerdem war es unvernünftig, sich in einen Kampf einzulassen, wenn man gerade zum Pazifismus bekehrt worden war, nicht wahr? Und so, Gott helfe mir armen Hasenfuß, knurrte ich nur: „Es scheint schon was an ihr dran zu sein“, und ließ es dabei bewenden. Aber ich hatte eine Vision.

Ich dachte in dieser Nacht viele Stunden an Miß La Coste – ich, ein wohlanständiger Ehemann im Flanell-Pyjama und einem altmodischen Nußbaumbett! Ich wurde ganz wild bei dem Gedanken, daß sie von Kansas City wegreisen würde, weiterreisen, wegreisen von mir, ohne daß ich ein Wunder bewirken konnte, durch daß ich sie zurückgehalten hätte.

Dabei fiel sie mir wieder ein, diese Phrase, daß der Mann, der es verstanden hatte, Mary La Coste für sich einzufangen, der „ideale Liebhaber“ sein müsse.

Einen Monat, nachdem Miß La Coste aus Kansas City abgereist war, schleifte mich meine Frau auf eine Gesellschaft, in der unter anderen zwei Gäste aus dem Süden waren, ein jung verheiratetes Paar. Die Frau war eine Gans, abereinfach entzückend, so richtig zum Streicheln – es war einem ganz gleichgültig, was sie sagte, solange sie lächelte. oder eigentlich kicherte.

Gut. Die Hausfrau erklärte mir, wer sie war: Mrs. So-und-so? Ach ja, sie hat eben erst geheiratet. Zum zweitenmal. Vorher war sie mit einem gewissen Ellery Dauber verheiratet – er ist jetzt der Mann dieser Miß La Coste, die hier gesprochen hat. Ich glaube, er hat sich scheiden lassen.

Und da wußte ich, daß der Dauber, der zwei so verschiedene Schönheiten hatte einfangen können, wirklich der „ideale Liebhaber“ sein mußte.

Wie machte er es? Was hatte er an sich? War er besonders groß und hübsch? Oder hatte er eine Nachtigallenzunge? Oder was sonst?

Als ich schon ungefähr ein Jahr nach New York übersiedelt war, wurde ich durch ein fürchterliches Ereignis wieder an Dauber erinnert – Mary La Coste kam bei einem Autounfall ums Leben.

Mir wurde ganz elend, als ich an das Madonnengesicht dachte. Ich wollte zum Begräbnis gehen, wollte feststellen, wo sie begraben war, um Blumen hinzubringen, und konnte mich nur mit großer Anstrengung von dieser sentimentalen Anwandlung freimachen. In den Zeitungen, die über Marys Begräbnis berichteten, sah ich ein Bild von Ellery Dauber. Obwohl es etwas verschwommen war, konnte man ganz deutlich sehen, daß er durchaus nicht so groß und hübsch und verführerisch war, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Ja dann, dachte ich, muß es eine Glockenstimme sein, eine Fröhlichkeit, eine witzige Unterhaltungsgabe, die ihm die Frauen erobert – und das ließ sich vielleicht lernen. Als ich mich bei dieser Ueberlegung erwischte, tobte ich vor Wut über meine kindische Albernheit angesichts des Todes von Mary La Coste.

Ich konnte es nicht mehr aushalten, mir die Bilder Marys in den Zeitungen anzusehen.

Bevor noch ein halbes Jahr um war, hatte Dauber Mrs. Harrison Naymler de Viney geheiratet, dir von ihrem Mann sieben Millionen Dollar und eine Villa in Palm Beach geerbt hatte und, nach den Fotografien zu urteilen, in einem Badeanzug ebenso schön war wie in dem goldenen Schuppenkostüm, das sie bei einem assyrischen Fest getragen hatte.

Ellery Dauber wurde nun auch für eine ganze Menge anderer Leute zu einer fixen Idee. Er wurde ein Sonnenmythos, ein Apollo, ein Narziß. Ja, in meinem Klub, wo die Unterhaltung sich gewöhnlich um nichts Kitzligeres als Golf oder Börse drehte, hörte ich den alten Benkier Morley Amish krächzen: „Der Dauber – der muß es wirklich verstehen, die Weiber zu verhexen – das hätte ich lernen sollen, statt Aktienhandel.“

Dauber wurde bereits der ideale Liebhaber von U.S.A. genannt.

Keine zwei Monat später hatte einer unserer Klienten eine Differenz mit einem Klienten Daubers. Ich hätte die ganze Angelegenheit durch ein Telefongespräch mit einem Angestellten von Daubers Firma (Dauber, Finnerty, Fox und Mollhenny) erledigen können.

Aber ließ ich mir diese Gelegenheit, den idealen Liebhaber zu sehen und zu sprechen, entgehen, den Mann, der das Geheimnis der Frauen erraten hatte? O nein! Ich steckte den Brief unseres Klienten ein und nahm mir ein Taxi; nur mit einer einstweiligen Verfügung hätte man mich davon abhalten können, mit Dauber selbst zu sprechen.

Das Büro war viel dürftiger, als ich bei einem so galanten und gelehrten Rechtsbeistand erwartet hätte, der wahrscheinlich jeden Augenblick damit rechnen konnte, schöne Damen zum Tee zu empfangen. Im Wartezimmer war weder Mahagoni noch gepreßtes spanisches Leder zu sehen, keine weiße Täfelung und kein Kaminfeuer.

Und das Ganze hatte eine Atmosphäre von Wichtigtuerei. Ich habe die Beobachtung gemacht, daß eine Firma ebensoviel Persönlichkeit hat wie ein Mensch, und diese Persönlichkeit ist durch den obersten Chef bestimmt.

An der Anmeldung saß eine bekümmerte alte Jungfer, die sich aufführte, als hätte noch nie jemand den Wunsch geäußert, Ellery Dauber zu sprechen. Während ich wartete, schlichen sich verschiedene – und ziemlich widerwärtige – Anwaltsküken in das Wartezimmer, die sich dann mit Akten zu schaffen machten und ihren Klienten mißtrauische Blicke zuwarfen.

Das ganze Lokal machte mich nervös, und deshalb war ich froh, als mir die Anmeldedame mit zitteriger Stimme mitteilte: „Mr. Dauber läßt bitten. Bitte, Zimmer drei, auf der rechten Seite.“

Ich trat in ein kleines Büro, wo an den Wänden Kalender, Diplome und alte Fotografien aus der Studienzeit hingen, und hier bekam ich den idealen Liebhaber zum erstenmal zu Gesicht.

Ellery Dauber sah aus wie ein älterer, ziemlich resignierter Reisender für Kolonialwaren. Er war mittelgroß – ach, alles an ihm war mittelmäßig! Er hatte eine mittelmäßige Glatze, seine halb und halb gerundeten Schultern waren ein wenig gebeugt, er trug einen adretten Anzug aus mittelgrauem Stoff, dazu eine mittelmäßige Krawatte, und sein graumelierter Schnurrbart war nicht lang und nicht kurz. Er hatte wirklich hübsche, dunkelbraune Augen, aber der Blick war sanft und ein wenig ängstlich.

Er hielt mir seine rundliche Hand entgegen, der die Nymphen der ganzen Gegend aus allen Hainen um sich sammelt, ich sollte den Herrn der Liebe sein machtvolles Lied singen hören!

Mr. Ellery Dauber öffnete also den Mund und sagte mit einem dünnen Stimmchen: „Ja, und was verschafft mir das Vergnügen?“

Die ganze Angelegenheit hätte direkt an Ort und Stelle mit einem Ausgleich erledigt werden können. Ich wußte genau, was mein Klient zu bieten bereit war, und Dauber hätte seinen Mann angerufen und der Sache ein Ende machen können. Aber so etwas war nichts für den guten Dauber, o nein!

Er schüttelte den Kopf. „Das ist eine sehr komplizierte Angelegenheit“, seufzte er schließlich. „Ich werde mir die Sache überlegen und mich dann in etwa einer Woche wieder mit Ihnen in Verbindung setzen.“

Ich ärgerte mich, und dann ärgerte ich mich darüber, daß ich mich ärgerte. Hier hatte ich doch eine Gelegenheit, den idealen Liebhaber zu studieren! Wenn der Bursche solche Dinge bewerkstelligen konnte, dann mußte ich es – vorausgesetzt, daß meine Frau mich nicht erwischte – dazu bringen können, daß die schöne Helena, Clara Bow, Madame Curie und Königin Marie sich um mich anstellen! Ich stimmte ihm also zu: ich machte mich ebenso wichtig wie er und ging mit ihm auf Einzelheiten ein, die gar nicht existierten.

Er sprach in einem winselnden stockenden und zaudernden Ton, der mir auf die Nerven ging, aber ich stellte mich darauf ein und sagte, ja, er habe ganz recht, die Klienten seien ein undankbares Pack. Ich machte ihm Komplimente für Dinge, die er gesagt zu haben sich einbildete. Ich erzählte ihm, daß ich erst seit kurzer Zeit in New York wäre und unbedingt einen Führer wie ihn in der Großstadt brauchte.

Das freute ihn so, daß er nahezu lächelte. (Seine Unterzähne waren bestimmt falsch) Und ich erreichte, daß er eine Einladung zum Brunch für den nächsten Tag annahm.

Ich glaube, er wurde nicht oft zum Lunch eingeladen – wenigstens von Männern.

Dann machte ich Ellery Dauber zwei Monate lang den Hof. Ohne jeden Hintergedanken – einfach aus Neugier.

Ich entdeckte, daß es eine Sache gab, über die er fast glänzend sprechen konnte und über die er sich auch gern unterhielt – persische Teppiche. Ich las stundenlang in der Bibliothek über persische Teppiche und sah mich in Teppichgeschäften um. So war ich in der Lage, mich mit Ellery zu unterhalten, und endlich kam, was ich mir wünschte – eine Einladung zum Dinner bei ihm zu Hause, mit Madame, denn jetzt brannte ich schon, um zu erfahren, in was für ein rätselhaftes Meerwunder sich dieser Gauner verwandelte, wenn er mit Frauen zusammen war; was die wundervolle Mary La Coste, die hübsche kleine Gans, von der er sich hatte scheiden lassen, und jetzt die reiche und mondäne Mrs. Harrison Naymler de Viney-Dauber überhaupt an ihm hatten finden können.

Ich wollte auch meine Frau beim Nachhausegehen ausholen, was sie von Ellery hielt.

Mrs. de Viney-Dauber war eine hübsche Frau. Schlank, ausgezeichnet angezogen und sehr glatt. Man hätte sie ohne weiteres mit ihrem, von einem berühmten italienischen Porträtisten gemalten Bild verwechseln können, das so beleuchtet war, daß man es nicht übersehen konnte.

Die anderen Gäste schienen der Hochfinanz anzugehören. Wahrscheinlich waren alle Mitglieder von smarten Long-Island-Landclubs. Aber das war ganz unwesentlich, weil außer Mrs. de Viney-Dauber fast niemand redete. Sie hatte entschieden ein Talent in dieser Hinsicht.

Sie erzählte uns von den Fürsten, Grafen und Herzögen, die sie kennengelernt hatte, von deren Jachten, Schlössern und Automobilen, und sie schien eine ganze Menge kennengelernt zu haben. Und soviel ich nachher feststellen konnte, war alles so ziemlich war. Sie war reich, sah ausgezeichnet aus und verstand es recht gut, sich in Szene zu setzen.

Was es nur noch merkwürdiger machte, daß sie Ellery Dauber genommen hatte, obwohl sie unter genug netten Herzögen hätten wählen können! Ich begann jetzt einzusehen, daß das Rätsel, wie der ideale Liebhaber seine Erfolge erzielte, für mich zu schwierig zu lösen war. Er wirkte nämlich hier in der Gesellschaft von Frauen nicht im mindesten eindrucksvoller als in seinem Büro! Sein Frack sah aus wie ein Mittelding zwischen geliehen und von der Stange gekauft. Im Kerzenlicht waren die völlig kahlen Stellen in seinem verblichenen Haar nur noch deutlicher zu sehen. Und er hatte verflucht wenig zu sagen. Aber ich merkte, daß er nett zu seiner Frau war.

Er sorgte auch immer dafür, daß sie Gelegenheit zum Glänzen hatte, indem er sagte: „Erzähl doch die Geschichte vom Fürsten von Perdu und der italienischen Polo-Mannschaft.“ Und sie erzählte die Geschichte auch.

Und einmal drohte er ihr mit dem Finger wie ein komischer dicker kleiner Junge, der ein kleines Mädchen aufziehen möchte, und rief: „Ich weiß wirklich nicht, ob ich erlauben soll, daß du so viel tust, um deine Gäste zu unterhalten – es strengt dich so an.“ Und ihr schien das zu gefallen.

O ja, er tat das seine. Das konnte mir erklären, warum Mrs. de Viney-Dauber ihn gern hatte. Aber zum Donnerwetter, es konnte mir nicht Mary La Coste erklären … Wenn ich nur einmal mit Mary gesprochen hätte, nicht mehr als fünf Minuten lang, bevor die Götter sie zu sich holten!

Auf dem Heimweg fragte ich meine Frau: „Wie hat dir der Hausherr gefallen?“

Sie begann zu strahlen. Ich dachte, die Erzählungen Mrs. de Viney-Daubers von Fürsten und ausländischen Toiletten und der königlichen Tribüne in Ascot hätten ihr ungeheuer imponiert. Aber sie begann zu strahlen und sagte: „Mr. Dauber? Ach, das ist so ein netter Mensch.“

„Hah?“

„Ja, so ein netter Mensch. Er ist so freundlich. Er hat sich zu mir gesetzt und mich gefragt, wie wir nach New York gekommen sind und wie es uns hier gefällt, und denk dir nur: ich hab‘ ihm plötzlich alles von unserem Haus in Kansas City erzählt, und wie schwer es uns gefallen ist, es zu verkaufen. Er war so freundlich. Im allgemeinen interessieren sich die Leute hier in New York gar nicht für einen.“

Na, das saß! War das die ganze Erklärung – seine Freundlichkeit? Das brachte mich dazu, meinen eigenen Charakter zu prüfen, und zwar durchaus nicht wohlwollend.

Ich mußte mir gestehen, daß ich lange nicht so freundlich wäre, wie ich sein könnte.

Aber, schloß ich, als ich so ungefähr eine Stunde wach gelegen hatte, diese Freundlichkeit konnte erklären, warum meine Frau auf diesen langweiligen Patron hereinfiel, aber sie konnte nichts für seine drei Frauen bedeuten – für die erste, die kleine Gans, die mehr auf Tanzen als auf Freundlichkeit Wert legte, für Mary, die Wahrheit und Feuer brauchte, und für Mrs. de Viney-Dauber, die in den Zeitungen Artikel über ihren Umgang mit Fürstlichkeiten lesen wollte. Sie waren alle drei selbständige, helle Frauen. Die brauchten keine „Freundlichkeit“.

Ich hatte nun genug. Ich verscheuchte Dauber aus meinen Gedanken – und als ich am nächsten Morgen erwachte, war er wieder da, strahlend und munter und ausgesprochen lästig.

Und ausgesprochen lästig wurde er innerhalb eines Monats auch in Person.

Vielleicht hatte ich ihn mit meiner Freundlichkeit eingewickelt!

Er begann mich zu langweilen, aber – vielleicht bin ich wirklich so „rücksichtslos“, wie meine Frau oft sagt – Ellery zeigen, wie sehr ich mich langweilte, wo doch ich den Verkehr mit ihm angefangen hatte, das brachte ich denn doch nicht fertig. Er wurde sozusagen eine Gewohnheit für mich.

Wir wurden also – Mrs. de Viney-Dauber wird wohl nicht allzu entzückt davon gewesen sein – Intime des Hauses Dauber. Wir waren oft zum Dinner da, an Sonntagen auch zum Lunch, und wir luden sie in so gute Restaurants, wie wir es uns nur leisten konnten.

So kam es, daß ich dabei war, als Ellery anfing, der Schauspielerin Gladys Moraine nachzujagen.

Daß er eine reiche Frau zu verlieren hatte und zum Gegenstand des Klatsches einer ganzen Stadt wurde, hielt ihn nicht davon ab, sich überall mit Gladys zu zeigen, mit diesem nicht ganz fertig gewordenen Geschlechts-Tierchen, das eine Kreuzung zwischen Papagei und Pfau war. Man redete darüber in den Klubs, bei Dinners und vor allem unter den Kollegen. Ueberall hörte man das Gewisper: „So, der Dauber ist jetzt der Freund von der Moraine? Ich bin neugierig, wie sich seine Frau dazu stellt.“

Ich kam zu der Ansicht, daß sie sich überhaupt nicht dazu stellte – daß sie, in dem erhabenen Selbstvertrauen der reichen Frau überhaupt noch nichts davon gehört hatte.

Da rief Ellery mich einmal an (es wurde gerade Frühling) und bat mich, ein Wochenende ohne Frauen mit ihm in seinem Angellager in Connecticut zu verbringen. Ich war der Stadt ein bißchen überdrüssig – ich sehe im Frühling ganz gern mal einen Baum – und sagte zu.

Er fuhr mich in seinem Roadster hin, und als er mich aus meiner Wohnung abholte, klopfte er mir zu meiner Verwunderung auf die Schulter und maunzte: „Es ist kolossal nett, daß Sie mitkommen.“ Das war für ihn schon nahezu hysterisch.

Wir fuhren bis in die Dämmerung hinein – Herr Gott, roch die frische Erde gut, und die Ahornbäume und die Ulmen und das Gras, nach dem ewigen trockenen Geruch von Beton und Stahl – und wir sahen die beleuchteten Fenster seines Häuschens, an einem See, der in dem Halblicht aussah wie ein mit Schleiern bedeckter Spiegel.

Also, mit der Behausung war nicht viel los. Es war so ein Sommerhäuschen, wo die Matratzen auf den Feldbetten an Karten des Mississippitals erinnern und immer einen dumpfig feuchten Geruch haben, wo man von einem Wachstuch ißt, das an vielen Stellen schon ganz abgeschabt ist, und ununterbrochen prahlt: „Das ist das wahre Leben“, weil man schon, wenn man eine Viertelstunde dort ist, darüber nachzudenken anfängt, was man im Hotel zu essen bekommen wird, wenn man wieder zurückkommt.

Eine Bäuerin aus der Nachbarschaft kochte für Dauber – sie hatte den Raum bewohnbar gemacht, das heißt, sie hatte den Staub unter die Bettstellen gekehrt und den offenen Ofen zum Rauchen gebracht – außerdem hatte sie ein Abendessen aus verkohlten Eiern und verbranntem Speck hergerichtet. Aber ich war so froh, irgendwo zu sein, wo es still und friedlich war, daß ich mir nichts daraus machte, und als ich einen Schluck Scotch getrunken hatte, wurde ich geradezu witzig.

Ellery überraschte mich zum zweitenmal: er murmelte: „Gefällt Ihnen meine Bude hier?“

„Ach ja – ja – freilich.“

„Ja, sie ist ziemlich übel, nicht? Trotzdem, ich habe fünf Morgen Land. Gut für Kartoffeln. Und ein ganz nettes Stück am See. „Was meinen Sie, ob man vom Kartoffelbauen leben könnte und vom Vermieten eines Ruderboots zum Fischen?“

„Was wollen Sie damit sagen?“

„Ach, nichts. Ich habe nur grade dran gedacht. Wissen Sie, auch ein erfolgreicher Anwalt könnte – ach, er könnte Pleite machen oder genug von der Stadt kriegen oder sonst was und sich auf dem Land niederlassen wollen.“

Ich hätte nie gedacht, daß Dauber genug Grips haben könnte, um sich über irgend etwas Sorgen zu machen. Und als ich ihn eine Weile beobachtet hatte, erlebte ich die allergrößte Ueberraschung.

Dauber war, soviel ich gesehen hatte, immer ganz Stadtmensch gewesen, kein besonders stattlicher vielleicht, aber doch hilflos ohne Badezimmer und Taxis und Theater. Aber hier, in der Hütte mit der Fichtenholzdecke, in Wildlederjacke und schmierigen alten Khakihosen, sah er ganz ländlich aus und ich neben ihm wie ein geputzter Stadtfratz.

Ellery Dauber, seit fünfundzwanzig Jahren Anwalt in New York, sah aus, als wäre er in dieser Minute zum Leben erwacht und bewies mir, daß es einen wirklichen Ellery hinter dem langweiligen Dauber gab, sobald er sich in einem der Bretterstühle ausstreckte, die man in Angelhütten hat, sobald er sich eine Maiskolbenpfeife angezündet, sich mit den Schultern an der Stuhllehne gerieben und ordentlich ausgespuckt hatte! Und dann – nur um sich seine Selbständigkeit zu beweisen – betrank er sich.

Er betrank sich! Er hatte sechs Flaschen guten Scotch da und begann sofort, entschlossen und herzhaft, zu trinken – er, der immer so mittelmäßig getrunken hatte, wie er aussah.

Und in dieser Nacht erfuhr ich etwas von seinem wirklichen Leben. Denn endlich erzählte der ideale Liebhaber sein Geheimnis, und ich verrate es hiermit für alle künftigen Generationen, in denen es vielleicht junge Männer gibt, die ideale Liebhaber sein möchten.

Wie schon gesagt, Dauber wurde tüchtig betrunken. So betrunken, daß er redete – er, der immer die Eigenschaft gehabt hatte, andere Leute reden zu lassen! Und ich, der immer etwas geschwätzig war (so behauptet wenigstens meine Frau), ich setzte mich zurecht und hörte ihm zu.

„Ich habe Sie gefragt, wie es Ihnen hier gefällt“, sagte er mit nicht mehr ganz sicherer Zunge, „weil das hier vielleicht schon ziemlich bald die einzige Bleibe sein wird, die ich haben werde. Tatsache, meine Frau ist drauf und dran, mich rauszuschmeißen, und selber habe ich gerade nicht viel Geld!“

„Sie rauszuschmeißen?“ Als ob ich von dem Klatsch nichts gehört hätte.

„Ja, ich denke, sie ist eine prächtige Frau, aber ganz unvernünftig. Bloß, weil ich mich für Gladys Moraine interessiere. Uebrigens kann ich ja Gladys heiraten. Ich habe sie ziemlich gern. Man muß doch dem Zug seines Herzens folgen, meinen Sie nicht? Was gibt es Großartigeres in der Welt als die Liebe?“

Das sagte er so feierlich wie ein Pfarrer, und dann nahm er wieder einen herzhaften Schluck. Jetzt wagte ich es:

„Hören Sie, Ellery. Ich glaube, Sie sind der größte lebende Don Juan – ich meine das nur in einem guten Sinn, wissen Sie – es ist eine große Kunst, wenn man imstande ist, so viele hübsche Frauen in sich verliebt zu machen – ich wollte, ich könnte es. Was ist das für ein Geheimnis?“

Er sah geschmeichelt aus. „Das ist nicht so schwer. Es ist ein Trick. Ich ich bin ja nicht gerade hübsch – nicht besonders. Aber ich werde Ihnen das Rezept geben. Erstens, um bei Frauen Erfolg zu haben, muß man sie gern haben – man muß gern mit ihnen zusammen sein. Das können viele Männer nicht – wenigstens Amerikaner -, sie bilden sich ein, daß sie Frauen gern haben, aber in Wirklichkeit sind sie lieber mit Männern zusammen und spielen lieber Golf oder Poker.

Die zweite Regel, um eine Frau zu gewinnen, ist, daß man sich Zeit lassen muß. Die meisten Männer wollen es ganz rasch machen, ein Mädel an einem Abend zum Dinner und ins Theater mitnehmen, und dann glauben sie schon, sie muß sich in sie verliebt haben. Man muß sich Zeit nehmen – daran denken, ihr Blumen zu schicken, sie zu allen möglichen Zeiten überraschend anzurufen, zum Tee kommen und Briefe schreiben.

Die dritte Regel ist, daß man sie bitten muß! Davor haben die meisten Männer Angst. Man muß sie bitten. Es ist ganz unglaublich, wie viele man kriegen kann, wenn man sie ganz einfach bittet.

Und die vierte Regel ist, daß man bereit sein muß, ihnen zuzuhören.

Die meisten Männer wollen immer selber reden. Sie unterhalten ein Mädel fabelhaft, indem sie ihr erzählen, wie sie sich aus der Armut heraufgearbeitet haben, und die Mädels kommen überhaupt nicht dazu, ein Wort zu sagen. Und je eleganter und hübscher und schöner eine Frau ist, desto lieber möchte sie haben, daß irgendein Mannsbild ihr gehört und sie reden läßt!“

Das letzte Wort kam heraus wie ein Gewehrschuß, denn während er es aussprach, trat seine Frau in die Hütte!

„Ach, Sie sind da!“ fauchte sie mich an – ich wurde ganz klein dabei. Dann fragte sie Ellery: „Wo ist das Frauenzimmer?“

Er war aufgesprungen, hatte einen Stuhl für sie zurechtgerückt, ihr strahlend zugelächelt – und kein Wort gesagt. Er sah aus wie ein Arzt, der mit einer hysterischen Patientin zu tun hat, und das nahm ihrer Wucht alle Kraft, so daß sie nur schluchzen konnte: „Ich kann es nicht aushalten, ich kann diese Demütigung nicht mehr aushalten! Wo hast du sie versteckt?“

„Ich weiß nicht, wen du meinst, mein Ehrenwort!“ sagte er ganz ruhig.

„Du bist der schlimmste Lügner, mit dem eine Frau jemals zu tun gehabt hat! Dieses Weibsbild, die Gladys Moraine, das weißt du recht gut.“

Er murmelte wie eine gurrende Taube: „Liebes Kind, du weißt es vielleicht nicht, aber Gladys Moraine ist schon verheiratet! Sie hat vor fünf Jahren heimlich Carl Betzler geheiratet. Er ist nicht sehr nett zu ihr gewesen. Sie hat mir leid getan. Und es tut mir leid, daß du vor unserem Freund James davon sprichst. Aber ich verstehe deine Unruhe sehr gut. Gewissermaßen bin ich sogar froh, daß James alles hört. Vielleicht wird er so freundlich sein, uns mit seinem glänzenden Juristenverstand zu helfen, mein liebes Kind.“

Und dann tobte sie zwei Stunden weiter, und er tat die ganze Zeit nichts, als Oel auf die Wogen zu gießen.

Ja, der Mann verstand es wirklich, Frauen zuzuhören! Sie sagte ih, er sei ein Sadist, sie sagte, er sei ein Schmarotzer, sie sagte, er sei ein untreues Subjekt, und er stimmte ihr bei jeder Einzelheit ernsthaft und interessiert zu.

Für mich war es sehr interessant, nachdem ich die erste Verlegenheit überwunden hatte; es gibt wirklich wenige Erlebnisse, die aufschlußreicher sind, als Zeuge eines Streits in einer anderen Familie zu sein. Unter anderem zeigt so etwas, wie überraschend ähnlich alle Familienszenen sind.

Und dann wurde mir klar, daß ich einen der größten Professionals, das heißt Mr. Ellery Dauber, arbeiten sah. Er hörte zu. Was immer sie auch sagte, er schenkte ihr seine Aufmerksamkeit.

Als Agathe die Sterne vom Himmel gerissen, die ewigen Felsen entwurzelt, die Hände gerungen und festgestellt hatte, daß er sich bestimmt zu weit mit Gladys Moraine eingelassen habe und daß sie, die reich und aus allerbestem Hause sei, sich das bestimmt nicht bieten lassen werde, sagte er langsam:

„Hör einmal, mein liebes Kind, wir müssen die Sache vor allem vom Standpunkt der Vernunft aus ansehen. Der Vernunft. Sieht es sehr vernünftig aus, daß ein Mann, der mit einer sehr schönen Frau verheiratet ist, die den elegantesten internationalen Kreisen angehört, mit einer Frau, die in Bacleys Beach und St. James ebenso zu Hause ist wie in Biarritz, jemals mit einer ziemlich minderwertigen Schauspielerin durchbrennen könnte? Klingt das vernünftig?“

Sie gab zu, daß das wirklich nicht vernünftig klinge, die beiden küßten sich – das war das schlimmste vom Ganzen, mir wurde schlecht dabei – und er forderte sie auf, über Nacht draußen zu bleiben.

Offenbar gab es in seiner Hütte nicht mehr Schlafgelegenheit als zwei Feldbetten; sie fuhr also nach New York zurück – während der ganzen idiotischen Szene hatte ihr hocheleganter Wagen mit dem geduldigen Chauffeur draußen gewartet – und in der Tür drehte sie sich um, kam noch einmal zurück, legte ihren Kopf an seine Brust und teilte der ganzen Welt (das war ich) mit, Ellery sei der edelmütigste und verständnisvollste Mann, den es gäbe.

Ellery begleitete sie hinaus, und als er zurückkam, führte er sich einen ordentlichen Schluck zu Gemüte und bemerkte: „Also, James, da haben Sie die Antwort auf Ihre Frage von vorhin! Uebrigens, wenn Sie es nicht weitererzählen wollen, Gladys und ich werden heiraten, sobald sie von Carl geschieden ist – und natürlich, sobald ich Agathe nach Reno gebracht habe – aber das ist mir durchaus nicht eilig. Ich fühle mich bei Agathe vorläufig noch recht wohl. Es hat gar keinen Sinn, solche Sachen zu überstürzen, die eigentlich furchtbar viel Zeit haben.“

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