Ludwig Thoma – Lausbubengeschichten

Geschichtensammlung, Albert Langen Verlag, 1905

In welcher Zeitschrift wurden die Geschichten zunächst veröffentlicht? Was kritisiert Thoma mit seinen Geschichten? Wie urteilt Hermann Hesse über das Buch?

Wer kennt sie nicht, die Lausbubengeschichten Ludwig Thomas? Die meisten werden sich sofort erinnern und beziehen ihre Kenntnis aus dem 1964 in die deutschen Kinos gekommenen Helmut-Käutner-Film (mit Hansi Kraus als zu Streichen aufgelegter Lateinschüler Ludwig in der Hauptrolle), der einige Duzend Male im Fernsehen ausgestrahlt wurde.

Die Lausbubengeschichten, zunächst im „Simplicissimus“ (deren Redakteur Thoma war) und in der Wiener „Neuen Freien Presse“ veröffentlicht, erschienen 1905 als Buchausgabe im Münchner Verlag Albert Langen. Nun wirst du dich zu Recht fragen, aus welchem Grund die Geschichten Thomas auf diesem Blog zur Literatur in der Weimarer Republik zu finden sind. Nun, auch in der ersten deutschen Republik traf Thoma mit seinen Lausbubengeschichten den Nerv seiner Leser; das Buch – wie auch der 1907 erschienene Band Tante Frieda. Neue Lausbubengeschichten – verkaufte sich nach wie vor wie geschnittenes Brot: bis zum Jahr 1928 gingen 110.000 Exemplare über die Ladentheke.

Wie die zeitgleich entstandenen Romane Professor Unrat (1905) von Heinrich Mann und Unterm Rad (1906) von Hermann Hesse kritisiert Thoma mit seinen Lausbubengeschichten das wilhelminische Schulsystem. So ist in seinen 1919 erschienenen Erinnerungen rückblickend zu lesen: „Das natürliche Empfinden der Jugend entscheidet sich aber, wenn es nicht durch schädigende Einflüsse beirrt wird, immer für das Recht. Der schädliche Einfluss war das ganze System.“

Ich selbst habe die Lausbubengeschichten immer nur als liebenswerte Jugenderinnerungen Thomas aufgefasst und halte es da wie Hermann Hesse, der das Werk in einer Rezension lobt: „Des Spasses wegen sei zuerst ein neues Geschichtenbüchlein von Ludwig Thoma, dem wohlbekannten Grobian des Simplicissimus genannt. Es heißt Lausbubengeschichten … Thoma erzählt darin ein Dutzend der gelungensten Streiche, die er als Lateinschüler verübt hat. Wer nicht mindestens sein Dutzend solcher Lateinerstreiche auf dem Gewissen hat, wird das Büchlein kaum genießen können. Aber solchen Leuten ist ohnehin nicht zu helfen. Wir andern, die wir auch einmal Lausbuben waren, haben unsere Freude dran und lesen gern am Feierabend drin, wenn wir es auch unseren eigenen Buben vielleicht nicht zeigen.“

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