René Schickele – Herbstastern

Lyrik, veröffentlicht in der Weltbühne, Ausgabe vom 25. September 1924

Kleine Nebel, nachtentbunden,

Schwebtet Ihr frühmorgens aus dem Tal?

Von der Erde überwunden,

Blühn sie wie ein Stern, doch tausendmal!

Von der Erde angezogen,

Spiegeln Himmel sie am lichten Tag,

Sind dem Tage schon entflogen,

Wo an Nacht kein Herz noch denken mag.

Bebend, wenn der Abendstern aufreitet,

Steigen, schwärmen sie zuhauf,

Und, indes die Nacht sich vorbereitet,

Nehmen sie der Erde Lauf:

Blenden fast, bevor sie blassen,

Weil der Sterne Donnerlicht erscheint,

Weil des Todes Schauer sie umfassen,

Der sie doch dem höhern Bild vereint.

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